In meinem Leben gab es eine Situation, die mich derart überfordert hat, dass es mir förmlich den Boden unter den Füßen wegzog.
Es fühlte sich für mich an als hätte ich jede Form von Halt verloren! Eine Schwere machte sich breit in meinem Empfinden, wie ich sie noch nie zuvor erfahren hatte und ich hatte den Eindruck, dass keine Menschenseele meinen Zustand verstehen würde.
Tiefer Schmerz, den ich in derartiger Intensität zuvor noch nicht bewusst erfahren hatte, erfüllte meinen ganzen Körper und zwang mich förmlich in die Knie.
Ich hatte keine Kraft mehr auf meinen Beinen zu stehen! Nicht weil meine Muskeln mich nicht mehr getragen hätten, sondern einfach weil ich mich als Mensch so sehr gebrochen fühlte.
Man würde meinen, dass diese Erfahrung mir sehr zugetragen und mich geschwächt hat, jedoch möchte ich dir heute vom Gegenteil berichten.
Die geschilderte Situation ist vor etwa fünf Jahren passiert und zählt zu den eindringlichsten, letztendlich berührendsten, und schönsten meines Lebens!
In einem Moment wo ich selber so schwach war, habe ich erfahren, dass ich, auch wenn es im ersten Moment nicht so erschien, IMMER GEHALTEN UND GETRAGEN BIN!
Damals, als ich nicht mehr stehen konnte, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte und dieser tiefe Schmerz so unausweichlich in mir hochstieg, öffnete sich plötzlich eine ungeahnte Bereitschaft in mir, mich diesem Zustand einfach hinzugeben.
Noch nie zuvor war ich so mutig gewesen! Dafür wurde ich reicher beschenkt, als ich es mir jemals hätte erträumen können.
In keinem anderen Moment meines Lebens zuvor habe ich derart deutlich erfahren, was Liebe bedeutet! Ich habe sie so eingehend gespürt, dass ich heute noch Gänsehaut bei dem Gedanken an diesen Moment bekomme!
Ich bin förmlich am Boden gelegen! Es war Winter und es war im Freien in irgendeiner Seitengasse Wiens! Ich habe gefroren und bitterlichst geweint, so sehr, dass ich kaum noch Luft bekommen habe! Ich wollte nicht mehr aufstehen, mich nicht mehr bewegen, oder etwas anderes tun! Ich wollte nicht mehr denken, sondern einfach so sein, wie ich in diesem Moment war: „Eine geschwächte, verzweifelte, junge Frau, die im Winter voller Erschöpfung am Boden liegt, weint und nicht mehr aufstehen möchte!“
Mein Erleben sich an wie in Zeitlupe, die Geräusche um mich verhallten, sodass sie nebensächlich wurden und auch die Tatsache, dass mir eigentlich kalt war, trat in den Hintergrund.
Was aber das Besondere an diesem Erlebnis war ist, dass ich mich selber zum ersten Mal in meinem Leben richtig spürte.
Obwohl ich tiefen Schmerz in mir trug, fühlte es sich gut an ihn zu spüren! Ich lehnte ihn nicht ab, sondern ließ ihn einfach da sein und erlaubte mir zu fühlen! Ich erlaubte mir zu weinen und ich erlaubte mir nichts zu tun, entgegen meiner Vernunft, die mir Druck machte doch endlich aufzustehen vom eiskalten Boden!
Dieses Erlauben beruhigte mich in einer Tiefe wie ich sie bis jetzt noch nicht erfahren hatte! Ich fühlte mich so geliebt, weil ich mich selber so liebte in diesem Moment! Es war mir egal was Passanten über mich dachten, was passiert war, oder wie es weitergehen würde! Alles was ich fühlte war dieses unantastbare „JETZT“ und all die Liebe, die mir in diesem JETZT begegnete! Noch nie zuvor war ich mir selber so nah gewesen und diese neue Intimität, die ich zu mir selber erlebte, hüllte mich ein, wie eine wärmende Decke.
Eine tiefe Geborgenheit ummantelte mich, umsorgte mich sanft und ich erfuhr, dass ich gehalten bin!
Der Boden unter mir war so stark! Er trug mich und hielt mich und würde mich nicht fallen lassen, egal was passierte, egal wie schwach ich war! Ich war sicher in einer so verletzlichen Situation! Es war als würde die Sanftheit in Person mein Innerstes streicheln und all den Kummer in seiner Essenz erfassen, ernst nehmen und verarzten!
Ich weiß nicht mehr wie lange ich damals dort gelegen bin. Ich hatte auch den Sinn für Zeit verloren! Irgendwann bin ich dann aufgestanden und habe mich nachhause geschleppt, wo ich dann mehrere Stunden geschlafen habe um mich zu erholen!
Äußerlich hatte ich immer noch keine Kraft, aber innerlich trug ich nun diesen Schatz in mir, diese neue Sanftheit und Liebe, und die Erfahrung, wie es sich anfühlt sich dem Hier und Jetzt einfach so hinzugeben!
Wenn du gerade ähnlich gefordert bist vom Leben und du das Gefühl hast, es würde dir den Boden unter den Füßen wegziehen, habe ich hier drei Tipps für dich zusammengetragen:
1.
Nimm dir Zeit für dich!
Suche einen Ort für dich auf, an dem du dich wohl fühlst und an dem du rasten kannst! Das wird dir helfen wieder Kontakt zu deinem Inneren aufzunehmen und zu all den Unruhen und Unsicherheiten, die darin vor sich gehen und sich nach deiner Unterstützung sehnen.
2.
Spüre was sich dir zeigen will!
Wie fühlt sich dein Körper an! Was möchte hochkommen? Sind es Tränen? Ist es Kraftlosigkeit? Erschöpfung? Alles darf da sein und alles ist sowieso schon da! Wenn du es spürst, hilfst du dir selber damit im Hier und Jetzt und letztendlich bei dir selber anzukommen. Selbst dann, wenn du es vorerst nur für eine Minute zulassen kannst! Erleichtere dir das Erspüren deiner inneren Vorgänge, indem du durch dein bewusstes Atmen unterstützt!
3.
Nimm wahr, wie sicher und geborgen du trotz der schwierigen Umstände bist!
Wo immer du auch bist und was immer du auch gerade durchmachst- der Boden unter dir hält dich! Dein Bett hält dich! Der Sessel hält dich! Du bist sicher und du wirst getragen!
Vielleicht hast du Lust einmal bewusst zu spüren, wie sich der Boden unter dir anfühlt! Wie stark er für dich ist, wie sehr er dir Halt und Stabilität schenkt! An welchen Körperteilen spürst du diesen Halt, wenn du z.B. am Boden (oder auch im Bett, auf der Wiese etc.) liegst?
Unsere schwächsten Momente können oft dazu führen, dass wir lernen im Hier und Jetzt zu sein! Darum geht es im Leben und im JETZT findet die Erfüllung statt, die wir uns ersehnen!
Ich herze dich,
Kathi